Alles Yin oder was?

Als ich mich vor fünf Jahren für einen Yin Yoga Workshop angemeldet habe, war ich gespannt, was mich erwartet und überrascht, wie anstrengend bloßes Herumliegen sein kann! Andererseits fiel es mir schwer, wirklich loszulassen. Mein Geist ist zu Höchstform aufgelaufen. Als ziemlich aktiver, leistungsorientierter Mensch, dachte ich, hier muss doch jetzt mal was passieren.

Mein Kopfkino lief auf Hochtouren, während ich so auf Decken, Kissen, Blöcken und Bolstern herumlag. Mit dieser Gedankenflut umzugehen und sie ziehen zu lassen, war eine echte Herausforderung.

Nach einer Weile Yin Praxis und einer zunächst eher ambivalenten Beziehung, habe ich jetzt meine Liebe zum Yin Yoga entdeckt. Es ist die perfekte Ergänzung zu meinem Yang-lastigen Vinyasa Yoga.

Es muss nicht immer schweißtreibend sein. Manchmal sind die stillen Herausforderungen, die größten Herausforderungen für uns. Und was wir am meisten ablehnen, brauchen wir am nötigsten. Wir wissen es nur noch nicht!

Yin Yoga

Yin Yoga – was ist das nun genau?

Während im dynamischen Vinyasa Yoga der Fokus auf der Muskulatur und Aktivierung liegt, ist Yin Yoga komplett passiv. Der Name basiert auf dem Prinzip von Yin & Yang aus der taoistischen Philosophie. Entwickelt wurde dieser Stil in den 80er Jahren von dem Amerikaner Paul Grilley. Die Ursprünge lassen sich in den alten Yogaschriften finden.

Beim Yin Yoga wird Yang (Muskelkraft) komplett ausgeklammert, um dadurch Binde- und Fasziengewebe zu erreichen.

Im Gegensatz zum dynamischen Yoga, wo der Rücken bewusst gerade gehalten wird, ist der Rücken hier immer rund. Dadurch werden die tieferliegenden Gewebeschichten besser erreicht. Ziel der Yin Praxis ist es, den Energiefluss (Qi, Prana) in den Energiekanälen (Meridianen, Nadis) zu aktivieren und den Körper in Balance zu bringen.

Und wie funktioniert das jetzt praktisch?

Die Übungen (Asanas)werden zwischen drei und fünf Minuten gehalten, weil das Gewebe erst nach ein bis zwei Minuten weiter von sich aus nachgibt. Achtung: Höre unbedingt auf deinen Körper und gehe nicht von Anfang an deine Grenzen! Sinke viel mehr langsam in die Haltung. Und ganz wichtig: Erlaube dir jederzeit die Haltung für dich wieder anzupassen – ganz ohne Leistungsdruck!

Noch ein Tipp: Yin Yoga ist übrigens ein super Möglichkeit der zunehmenden Unbeweglichkeit im Alter (ich rede hier nicht unbedingt von 70 Jahren), entgegenzuwirken.

Probiere es unbedingt einmal aus! Deine Claudia

Claudia Weinreich